Falsch verstandene Zurückhaltung beim Einsatz von Antibiotika bei älteren Patienten mit Harnwegsinfektionen führt zu einem erhöhten Risiko einer Bakteriämie und zu erhöhter Mortalität. Von mehr als 300.000 analysierten HWI-Episoden wurden 6,2 % nicht antibiotisch und 7,2 % verzögert behandelt. Im Laufe der folgenden 60 Tage nach der HWI-Diagnose entwickelten 2,9 % bzw. 2,2 % der Patienten ohne bzw. mit verzögerter Antibiotikagabe eine Bakteriämie im Vergleich zu sofortigem Therapiebeginn mit nur 0,2 %. Dies entspricht einem acht- bzw. siebenfach erhöhtem Risiko für eine systemische Infektion. Ebenso ist die Hospitalisierungsrate bei Patienten ohne bzw. mit verzögerter Antibiotikatherapie doppelt so hoch wie bei Patienten mit sofortiger Therapie (27,0 % und 26,8 % vs. 14,8 %).